Plattenbesprechungen
Hallo liebe Freunde der minimalelektronischen Musik!
Werde euch hier nun in regelmässigen Abständen meine persönlichen
Lieblinge der Musik, in der es fiept und pfeift, vorstellen bzw. versuchen
Platten oder CDs zu beschreiben, die mir gerade neu unter Laser oder Nadel
gekommen sind und bei denen ich denke, darüber sollte etwas gesagt oder
auch Werbung gemacht werden :-)
Nun wünsche ich Euch noch viel Vergnügen beim Lesen.
Liebe Grüsse,
Tanja
The Human League: Reproduction (CD, 1979/1989 Virgin)
The Human League: Travelogue (CD, 1980/2003 Virgin)
Wer The Human League nur von einer Greatest Hits oder von einem der Pop &
Wave Sampler kennt und sie als Schnulzenpop-Band abgeschrieben hat, wird
sich beim Hören dieser beiden CDs bzw. LPs wundern. Zumindest ging es
mir so. Ich hatte zwar auch nichts an meiner Greatest Hits CD auszusetzen
und gerade "Sound of the Crowd" gehört zu meinen absoluten Tanzlieblingsliedern,
aber "Reproduction" und "Travelogue" dürften grossen Einfluss auf viele
andere Bands und Musiker gehabt haben, während die späteren Werke
eben nur noch nette Popmusik sind, die mir aber ebenfalls Spass macht.
Wenn man bedenkt, wann die beiden LPs erschienen sind (1979 und 1980) kann
man wohl sagen, dass The Human League ihrer Zeit einen Schritt voraus waren.
Klar haben sie auch damals Pop-Musik gemacht, aber richtig guten Pop, der
auch jedem Minimalliebhaber Freude bereiten dürfte und da man sich sowieso
darüber streiten kann, was minimal ist und was nicht, sage ich einfach,
dass diese beiden Platten für mich zu den Meilensteinen minimaler Musik
gehören.
Meine Lieblingslieder und damit auch Anspieltips von der Reproduction sind
"Blind Youth", "Empire State Human", "Circus Of Death", "The Path Of Least
Resistance", "Austerity / Girl One". Die "fast version" von "Being Boiled"
dürfte wohl jedem Disco - Gänger bekannt sein, sie findet man ebenfalls
auf der Reproduction.
Auf der Travelogue sollte man "Crow And A Baby", "The Touchables", "Gordon's
Gin", die Version von "Being Boiled", die noch nicht so durchgedudelt ist
und eben erst im Film "Verschwende Deine Jugend" auftauchte (die Stelle in
der Jessica Schwarz so verdammt lässig tanzt), "Marianne", "The Black
Hit Of Space", "Only After Dark" und "Life Kills" mal gehört haben.
Also beide Daumen hoch für die ersten Werke von The Human League. Zu
der Prä - The Human League Band "The Future" von der im Jahr 2002 die
CD "The Golden Hour of The Future" veröffentlicht wurde, komme ich bestimmt
zu einem späteren Zeitpunkt.
File Not Found: Malfunction (CD, 2001 Eigenvertrieb)
File not Found ist das poppigere Projekt der Musiker von WE., die
mich mit ihrer, bei Genetic Music erschienen CD, schon extrem begeistert haben.
Die CD von WE. wird daher als mein Genetic Lieblingsrelease bestimmt bald auch
hier stehen. File not Found war den Geneticern wohl etwas zu poppig und deshalb
wollten sie den Kram dort nicht unterbringen. Selbst Schuld :-P Zu diesem
Label gepasst hätte diese CD auf alle Fälle.
Von File not Found hätte ich wahrscheinlich gar nichts mitbekommen,
wenn ich nicht das Glück gehabt hätte und dem damaligen Ohral -
Plattenladen in Düsseldorf ein Besuch abgestattet hätte. Olaf drückte
mir damals die CD in die Hand und meinte, das könnte was für mich
sein und wie recht er damit hatte. Schon beim Reinhören brachte mich
diese CD zum Hüpfen, absolute Tanja Musik: gute Musik mit schönen
Melodien, tanzbar, nette Männerstimme, absolut geniale 80'er Jahre Sounds
und Texte zum Mitsingen.
Bei dieser CD gerate ich wirklich ins Schwärmen, ich finde sie genial.
Der absolute Knaller der Malfunction CD ist für mich "Break off", Lieder
in denen der VL-Tone von Casio mit drin ist (und davon gehe ich jetzt mal
aus, dass der das ist), haben sowieso schon einen Pluspunkt bei mir. Weitere
Hits sind "Maze", "Your Face", "67840 - You've Got My Number", "One By One",
das traurige "We Can't Rewind" bei dem ich gerne auch mal eine Runde heule,
ach eigentlich sind alle Lieder gut.
Wer Glück hat und schnell war, kann sogar die wunderschöne Ausgabe
der sowieso nur auf 300 Kopien limitierte CD in einer originalen 5 1/4 Zoll
Diskette sein eigen nennen (ich glaube von den Disketten gibt es nur 150
Stück).
Jetzt heisst es nur noch warten, bis die Jungs sich mal wieder an ihre Instrumente
setzen und schöne Musik zaubern. Die Leute von Genetic nerve ich schon
lange damit, wann ich etwas Neues von denen in den Händen halten kann
und dort ist es mir auch egal ob dann WE. oder File not Found drauf stehen
wird, ist beides toll :-)
Lars Falk: Lars Falk (CD, 1988/1994 Xenophone International)
Lars Falk gehört für mich mit seiner charismatischen
Stimme zu den ganz Grossen.
Als ich diese CD zum ersten Mal gehört habe, hat sie mich dermassen erwischt,
sowas habe ich bisher selten erlebt.
Ich sass vor dem Rechner habe irgendwem eine Mail geschrieben und dabei CDs
gehört, die ich mir von einem DJ - Kollegen (wie doof sich das anhört
;-) ausgeliehen hatte (Ralf Du bist hiermit herzlich gegrüsst). Irgendwann
kam dann diese Lars Falk CD dran und ich bekam eine Gänsehaut nach der
anderen und habe vor dem Rechner gesessen und geheult, einfach nur so, ohne
Grund, eben weil die Musik so schön, aber auch so traurig war.
Die CD kann man nicht mit dem durchaus tanzbaren Tape von Lars Falk vergleichen,
"Hello Hello" dürfte ja wohl den meisten ein Begriff sein.
Die CD ist bestens zum Hören geeignet, wenn man im Bett liegt und ein
wenig leiden oder sich selbst bedauern möchte. Die Lieder hört
man sich nicht mal nebenbei beim Betten Beziehen oder so an.
Mich bringen sie immer in eine ganz merkwürdige, aber doch angenehme
Stimmung (ich heule zwischendurch ja auch ganz gerne mal). Unterstützt
wird die melancholische Stimmung der ruhigen elektronischen Musik durch die
Texte und Lars Falk eigene Art zu singen bzw. zu sprechen. Der tanzbarste
Track, den man ab und an in der Disco hört, ist "See My Friend Fall",
aber auch dieser ist eher ruhig.
Diese CD kann man - und ich denke, das wird man in den meisten Fällen
auch tun, wenn man sie einlegt - komplett durchhören, deshalb gibt es
hier auch keinen Anspieltip. Das einzige Lied, was mich manchmal etwas annervt,
ist "Elmer" und dass, obwohl es Lars Falk ja extra für mich geschrieben
hat, leider hat er sich damals verschrieben ;-) Aber es gibt auch Tage, da
finde ich "Elmer" ziemlich genial, man sollte es mal richtig laut gehört
haben, dann weiss man auch dieses Lied zu schätzen.
Diese Lars Falk CD gibt es übrigens noch zu kaufen und das sogar zu einem
relativ günstigen Preis, also zugreifen.
Jeff & Jane Hudson: Flesh (CD, 1983/2001 Daft Records)
Als Dirk Ivens auf seinem Daft Records - Label diese CD veröffentlicht
hat, werden sich einige der Minimalsammler bestimmt ein wenig geärgert
haben, denn die Original LP war (und ist sie bestimmt auch immer noch, aber
nun kann man wählen, ob man zu den harten Sammlern gehören möchte
oder ob einem die Musik auf der CD reicht) richtig teuer.
Ich habe mich jedenfalls richtig über diese CD gefreut, da ich den hohen
Preis für eine Platte in schlechtem Zustand vor einigen Jahren nicht
zahlen wollte. Ausserdem hat mich der Kauf dieser CD über den Besuch
eines Festivals hinweg getröstet, welches mir nicht wirklich gut gefallen
hat (nach dem Motto: Immerhin 'ne gute CD gekauft ;-) Einige der Lieder
auf der Flesh CD sind für mich absolute Knaller und ich ärgere
mich regelmässig, dass ich sie nicht in der Disco zu hören bekomme,
damit ich dazu tanzen kann. Selber spielen möchte ich zum Beispiel "Pound,
Pound" auch nicht unbedingt, eben aus dem Grund, weil ich dann nicht tanzen
kann.
Anhören sollte man sich unbedingt "Los Alamos" (welches auch regelmässig
bei bekannten Tanzveranstaltungen gespielt wird), "Special World", "Fat Of
The Land", "Small World", "Pound, Pound" und "3X3". Einige Lieder sind mir
(noch) zu anstrengend, wie zum Beispiel "Operating Instruction" welches aber
bei einigen Leuten gut angekommen ist, die auch alten Industrial gerne hören.
Aber auch diese Lieder finde ich äusserst interessant, nur muss ich sie mir
nicht regelmässig anhören.
Insgesamt wirken die Lieder auf mich eher kühl mit dominantem, tanzbarem Beat.
Die beiden wechseln sich übrigens bei dem Gesang ab, mal singt Herr, mal Frau
Hudson, manchmal auch beide gemeinsam. Obwohl ich in der Regel dem Männergesang
den Vorzug gebe, habe ich absolut keine Probleme mit Frau Hudsons Stimme, obwohl sie
schon etwas sehr eigenes hat. Aber vielleicht gefallen mir ja auch gerade Frauenstimmen
mit Charakter.
Wer sich für die CD interessiert, sollte also mal der Homepage von Dirk Ivens
einen Besuch abstatten. (Schaut mal unter
"Links".)
Bei Dirk Ivens gibt es übrigens auch die Dark Day CD, die hier bald auch zu finden
sein wird.
Television Set: Moscow At Midnight (LP, 2003 Genetic Music)
Neulich bei der vorläufig letzten Exile Station Party
im Bochumer Zwischenfall...
"Du Rainer (der Rainer von Genetic Music), ich beschreibe neuerdings Platten
und CDs auf Martins (der Martin von www.minimal-elektronik.de) Homepage."
"Ja, habe ich schon gelesen."
"Und ich habe mir Gedanken gemacht, welches Genetic Release ich als erstes
beschreiben soll, eigentlich hätte ich ja gerne die We. genommen, aber
ich habe doch erst die File not Found beschrieben, deshalb nehme ich jetzt
die Television Set, die ist doch auch gerade erst erschienen und da bietet
sich das an. Ich wollte Dich mal fragen, ob der Roger (der Roger von
Bakterielle Infektion, der auch Skanfrom und eben auch Television Set ist)
wohl was dagegen hat, wenn ich schreibe, dass mich ein Lied total an John
Foxx (der John, der früher mal bei Ultravox war) und zwei an Snowy Red
erinnern."
"Ne, kannst Du ruhig schreiben. Steht auch in der Presse - Info so drin."
"Aha, dann habe ich also richtig gehört. Und welches sind Deine
Lieblingslieder von der Platte?"
"Drunken Ant und The City."
"Mir gefällt die erste Seite komplett gut, da kann ich eine Menge von
auflegen, zum Beispiel The City, Cold Wave oder dieses Neon City Girl. Auf
der zweiten Seite hat Roger sich wohl ein wenig ausgetobt und experimentiert.
Die Coverversion von Depeche Mode (Television Set) finde ich aber nur nett.
Richtig gut gefällt mir mittlerweile das Lied Moscow at Midnight. Beim
ersten Hören dachte ich 'naja, ganz okay', beim zweiten Mal 'gut' und
je öfter ich dieses Lied höre, desto besser gefällt es mir.
So und jetzt muss ich tanzen..."
Nachdem ich die LP nun ein paar Mal gehört habe, höre ich nicht
nur bei 2 Liedern (Cold Wave und Zyklotron) die Einflüsse von Snowy
Red raus, sondern mir fällt der typische Sound auch noch bei weiteren
auf. Im Gegensatz zu der ersten EP von Television Set "Fernbedienung", die
wohl eher "so nebenbei und aus Langeweile" enstand und bis auf wenige Ausnahmen
instrumental ist, singt Roger diesmal richtig oft und mir gefällt, was
ich da höre. Da macht es auch gar nichts, wenn der Gesang nur aus der
Wiederholung des Liedtitels besteht.
Die erste Seite der LP geht einem sofort in die Tanzbeine, da kann Roger
ruhig was von "I don't like to dance" singen, denn bei diesem Lied fingen
die Zuckungen schon an und enden auch erst, wenn die Seite durchgelaufen
ist. In die zweite Seite musste ich mich bei einigen Liedern erst reinhören,
denn hier zeigt sich die LP experimenteller und nicht so eingängig,
aber nach jedem weiteren Hören gefallen sie mir besser.
Also, diejenigen, die mit der ersten Television Set, den anderen Produkten von
Monsieur Semsroth, den anderen Veröffentlichungen von Genetic Music oder
'Snowy Red gepaart mit John Foxx' etwas anfangen können, sollten hier
zugreifen, bevor diese LP, ebenso wie die erste EP, ausverkauft ist.
V.A.: New Deutsch (CD/2x12", 2003 Gigolo)
An diesem Sampler scheiden sich wohl die Geister, einige finden
ihn absolut überflüssig, andere halten ihn für gelungen. Ich
gehöre zu denjenigen, die ihn für gelungen halten. Klar hätte ich
auch gerne das ein oder andere Lied viel lieber auf der CD bzw LP gesehen, als
zum Beispiel "Eisbär" von Grauzone oder "Ein Jahr" von den Fehlfarben,
aber ich war eben nicht "the boy who made this record possible" ;-) Dass der
Sampler aber doch genug Höhepunkte enthält, so dass er auch für
Minimalos interessant wird, haben wir dann wohl "www.minimal-elektronik.de"
- Martin zu verdanken. Dafür bekommt er auch vom DJ Hell extra extra
shouts.
Wenn ich Sprüche über diesen Sampler höre wie "das meisste
habe ich eh schon zuhause rumfliegen" kann ich mittlerweile nur noch gähnen.
Klar, "Neon" von Neon hatte natürlich jeder schon in seiner Vinylsammlung
(ich weiss ja noch wie ich mich über meine Kopie gefreut habe) und es
besitzt natürlich auch jeder die VEB Heimat Single, Gleitzeit und Stratis
sowieso. Natürlich weiss auch ich, dass einige der Lieder schon auf
anderen Compilations vertreten waren (Banshee lässt grüssen), daher
war der New Deutsch für mich auch in der Vinyl - Ausgabe spannender
als in der digitalen Form. Schade nur, dass einige "wichtige" Lieder trotz
2 fach Vinyl dort fehlen, allen voran "Die Gesunden" (zum Glück mit
"Die Gesunden kommen" vertreten und nicht mit "Sometimes - Manchmal").
Dann sollten sich die Nörgler doch bitte auch mal bewusst machen, dass
dieser Sampler bestimmt nicht für die Hardcore - Sammler gemacht wurde,
sondern für Leute die mit dem 80'er Kram nicht all zu viel am Hut haben,
jedoch neugierig und offen genug sind, auch dieser Musik mal ein paar Euro
und ein wenig Zeit zu widmen, nach dem Motto: Wenn der DJ Hell so darauf
abfährt, könnte da ja wirklich etwas gutes dran sein.
Gefreut habe ich mich für Dirk Klein, der mit seinem Projekt Echo West
und dem Lied "Engelstür" vertreten ist. Mit dem Hause Ata Tak und der
Band "Der Plan" (Pyrolator gehört 'zum Plan') scheint sich der Helmut
wohl ganz gut zu verstehen, denn nicht umsonst wurde ihnen eine komplette
Vinylseite (4 Tracks) gewidmet und auf der CD kann man sogar 7 Lieder finden.
Was auf einem Sampler der "New Deutsch" heisst, das Lied "Suicide Commando"
von No More zu suchen hat, frage ich mich bis jetzt noch, glaube aber, dass
gerade dieses Lied es dem DJ Hell besonders angetan hat und er bestimmt sehr
angenehme Erinnerungen damit verbindet (wenn ich mich recht erinnere, war
von ihm auch die Coverversion 1998). Zu guter letzt gibt es noch einen Pluspunkt
für das ansprechende Cover :-)
Ach ja, ein New Deutsch Teil 2 soll wohl auch schon in Arbeit sein...
Echo West: Signalisti (LP, 2001 Membrum Debile Propaganda)
"Wie??? Du willst Dir jetzt wirklich die Platte kaufen ohne ein
einziges Mal reingehört zu haben? Du kaufst Dir doch sonst auch keine Platten,
wieso willst Du die denn jetzt einfach so mitnehmen? Weisst Du überhaupt
was das für Musik ist, bei Dirk kann das alles mögliche sein: Krach,
Gitarrenwave oder Folk. So wie die Platte aussieht ist das Industrial und
unhörbar."
"Erstens mag ich Dirk und zweitens finde ich es gut, unbekannte Bands zu
unterstützen. Ausserdem könnte Dir die Platte sogar gefallen, soll
minimal sein."
"Wie jetzt, Dirk macht auch noch Minimal-Musik, der hat aber auch für
all seine musikalischen Vorlieben eine eigene Band (Minimal: Echo West und
Silent Signals / Wave: Fallen Apart / Folk: Aeldaborn und ein paar Industrialprojekte
hat er auch noch u.a. Sektion Einheit). Ich bin trotzdem skeptisch, aber
ist ja Dein Geld, also nimm mit. Ich hol mit lieber die Jeff and Jane Hudson
CD."
Ein paar Tage später...
"Was hörst Du denn da für Musik? Hört sich gut an..."
Ja und das war dann eben die Signalisti LP von Echo West. Die Lieder auf
der LP haben schon einige Jahre auf dem Buckel, sind zwischen 1994 und 1998
aufgenommen worden. Mich hätte es aber auch nicht gewundert, wenn einige
der Lieder aus den 80ern übrig geblieben wären. Das liegt bestimmt
daran, dass Dirk an so einem alten Synthie rumschraubt.
Die erste Seite der Signalisti-LP gefiel mir auf Anhieb. Meine ganz besonderen
Lieblinge sind "Twilight" und "Plastic Time". Das sind, neben "Engelstür",
die schnelleren Lieder auf der LP. Toll sind auch die Lieder "You see I see
red", "Sokarey" und "Engelstür", welches es auf den New Deutsch Sampler
von DJ Hell geschafft hat. Gerade die ersten beiden Lieder gehören zu
meinen sogenannten "Entdeckungsliedern", das sind Lieder, die werden von
mal zu mal Hören besser, weil man eben immer wieder etwas anderes wahrnimmt.
Bei der ersten Seite passt der Begriff "minimal" wie die Faust auf's Auge,
denn Dirks Lieder sind nicht überladen, sondern auf das Nötigste
reduziert. Die zweite Seite ist für mich etwas anstrengender zu hören.
Hier tobte sich Dirk ein wenig aus bzw. wurde mit "After sleep" und "Frequenz
0" sehr ruhig. Zwischendrin hört man, dass Dirk eben auch ein Freund
des gepflegten Industrials ist. Vor ein paar Jahren hätte man mich damit
noch jagen können, dank des Einflusses der "Nebelweltler" kann ich mittlerweile
auch den krachigen Liedern wie "Observer Man", "Sleepdead" oder "DNA" etwas
abgewinnen.
Insgesamt wirkt "Signalisti" melancholisch und sehnsüchtig auf mich,
bei den krachigeren Liedern wird es auch noch zerstörerisch. Lustig
ist vielleicht noch, dass ich mir die LP über ebay besorgen durfte (übrigens
von einem Mitglied der Bakteriellen Infektion aus Berlin ;-), denn hier war
sie inzwischen ausverkauft.
Vielleicht dürfte es auch noch für den einen oder anderen interessant
sein, dass ich gefragt wurde, ob ich Interesse an einem Echo West / Silent
Signals Konzert im Rahmen der DanSe Society Party hätte. Die Antwort
könnt ihr euch wohl denken.
Zu guter letzt möchte ich Dirk noch auf diesem Weg sagen, dass ich es
bewundere, wie bei ihm Texte aus dem Bauch bzw. aus der Situation heraus
entstehen können. Ich denke, die Wenigsten sind in der Lage ein Mikrophon
in die Hand zu nehmen und spontan sinnvolle Texte zu singen. Er kann es...
We.: We. (CD, 2000 Genetic Music)
Hiermit komme ich nun endlich zu einer meiner absoluten Lieblings-CDs (neben
New Order natürlich). Nun sitze ich hier und denke gerade darüber
nach, ob ich sogar schreiben könnte, dass diese CD meine wichtigste
Minimal CD ist. Antworten kann und möchte ich nicht auf die Frage, aber
alleine, dass ich sie mir gestellt habe, bedeutet wohl schon einiges.
Die We. CD hatte ich mir neben einigen anderen CDs ausgeliehen und aufgenommen,
nach dem Motto "hier, das könnte Dir vielleicht auch noch gefallen,
nimm die mal mit".
Spätestens bei dem 3. Lied wusste ich aber, dass ich diese CD haben
wollte und zwar nicht als Kopie und wie es eben meine Macke ist, auch nicht
erst in 2 Wochen, sondern SOFORT. Also auf in die Stadt und in den Plattenladen.
Aber Pustekuchen... Weder We. war bekannt ("Meinst Du vielleicht Welle Erdball?"
- Nein!), noch das Genetic Music Label (die We. CD war ja auch erst die zweite
Veröffentlichung auf diesem Label). Also ab nach Düsseldorf in
den damaligen Ohral Plattenladen und dort habe ich sie dann zum Glück
auch noch bekommen, denn die CD ist auf 300 Exemplare limitiert und mitlerweile
auch schon seit einiger Zeit ausverkauft.
Manchmal bin ich wohl wirklich ein bisschen verrückt, denn ich habe
nicht nur einmal darüber nachgedacht, ob ich mir die CD noch ein zweites
Mal z.B. bei ebay besorgen soll: Was ist denn, wenn mein Exemplar mal wegkommt...?
Die CD von We. ist mit Abstand das Genetic Music Release, welches ich am
Häufigsten höre. Diese CD begeistert mich absolut und immer wieder,
obwohl es eigentlich nicht der typische "Tanja-Minimalsound" (melodiös,
tanzbar, ein bisschen fröhlich und nicht zu lang) ist. Hier gerate ich
richtig ins Schwärmen.
Das hier ist Musik zum Hinhören. Normalerweise kann man, während
man Musik hört, eine ganze Menge anderer Dinge erledigen, z.B. mails
schreiben, Betten beziehen, manche Leute sehen sogar TV während sie
Musik hören. Bei den meisten Liedern dieser CD würde einem aber
einiges entgehen, wenn man noch andere Dinge nebenbei macht. Das ist Musik,
die man sich mal in einer ruhigen Minute im Bett anhören sollte und
eben nur zuhören und die Musik wirken lassen. Vielleicht haben deshalb
einige Leute einfach noch nicht erkannt, welche Perle sie mit dieser CD vorliegen
haben. Man muss ihr schon eine Chance geben und sie nicht nach einmaligem
Hören im Schrank oder Koffer verstauben lassen.
Was ist das Besondere an We.?
Falls ihr auch zu den Leuten gehört, die sich nicht nur an der Gesamtkomposition
eines Liedes erfreuen, sondern euch für einzelne Töne und Geräusche
begeistern könnt, brauche ich euch nicht mehr erzählen, warum mir
diese CD so gut gefällt. Die Lieder wimmeln nur so von tollen Sounds,
die darauf warten entdeckt zu werden und man muss sie eben auch entdecken,
denn sie springen einen nicht an. Mal kann man sich mehr auf die Stimme konzentrieren,
dann auf die Melodien, den Rhythmus oder auf das Pfeifen, Zischen, Blubbern,
Fiepen... So wird jedes Hören anders.
Der Gesang gefällt mir richtig gut, nette Stimme und sie ist auch nicht
aufdringlich, dadurch bleibt der Musik genug Platz. Die Mischung aus alt
und neu ist bei We. auch besonders, die Sounds zwischendrin sind typisch
80er, trotzdem wirken die Lieder insgesamt nicht angestaubt.
An dem Lied "Stop/Play" habe ich meinen ganz besonderen Narren gefressen,
das Lied fesselt mich und sorgt bei mir für Gänsehaut. Weitere
Lieblinge sind "Someone outside", "Machines have no struggle", "Ice planet",
"Invasion of a stranger".
Ich finde es schade, dass dieser wirklich lohnenswerte Genetic-Music-Release
von den Minimal-DJs vernachlässigt wird, aber ich gebe mir alle Mühe,
die Lieder regelmässig unter die Leute zu bringen.
So, und zum Schluss noch eine Frage: Wie lange soll ich eigentlich noch auf ein
neues We. Release warten???
Orchestral Manoeuvres In The Dark: Peel Sessions 1979-1983 (CD, 2000 Virgin)
Bei OMD habe ich mich gefragt, welche ich von den CDs bzw.
Platten denn nun nehmen soll, es standen mehrere zur Auswahl, denn diese Band
steht für mich, neben New Order und The Human League, einfach für
Pop-Musik, wie sie sein soll und genug Output gibt es bei der Band zum
Glück auch. Entschieden habe ich mich letztendlich für die Peel
Sessions, da ich doch hoffe, dass die meisten, die das hier lesen zumindest
eine OMD-Best-Of im Schrank stehen haben und vielleicht macht eine Peel Session
ja neugierig auf mehr.
Die CD fängt auch sofort mit einem der Lieder an, die das Minimal-Herz
höher schlagen lassen: "Bunker Soldiers". OMD hat zwar genügend
zuckersüssen, fast schon klebrigen Pop gemacht (à la "Tesla Girls"
und "If you leave"), den ich auch toll finde, aber "Bunker Soldiers" gehört
definitiv nicht dazu. Hier pfeift und fiept es, schönes Tanzlied.
"Julia's Song", "Messages" und "Of All The Things We've Made" wirken auf
mich recht melancholisch und nachdenklich. Ja, auch solche Musik können
OMD machen.
"The Misunderstanding" gehört für mich zu den besten Liedern von
OMD, dieser Song ist perfekt. Konnte es gar nicht glauben als ich das Lied
zum ersten Mal gehört habe, dass das OMD sein sollen (ähnlich wie
bei dem Lied "The New Stone Age" wo ich schon öfter gefragt wurde, ob
das The Cure sind). "The Misunderstanding" kommt traurig melodiös, aber
durch die Drum-Sounds doch recht druckvoll daher. Übrigens sollte man
sich auch mal die Originalversion von der "Organisation" anhören, kann
mich nicht entscheiden, welche mir besser gefällt. Beide lösen
bei mir Kribbeln aus.
"Red Frame/White Light", "Enola Gay" und "Genetic Engineering" (gehört
für mich sowieso zu den ganz grossen OMD Songs) sind ebenfalls vertreten.
Klingen in der Peel Session Version rauher, aber eigentlich tun das alle
Songs auf dieser CD. Vielleicht sollten sich dann auch mal die Leute die
Peel Session anhören, denen OMD sonst zu nett sind.
Zwischendrin sollte man sich auch immer wieder mal bewusst machen, dass der
Grossteil der Lieder (u.a. "Bunker Soldiers", "Red Frame/White Light", "Enola
Gay", "The Misunderstanding") 1979 bzw. 1980 aufgenommen wurden. Das beeindruckt
mich immer wieder auf's neue, ich war 1979 im Kindergarten und habe damals
bestimmt nicht an solche Musik gedacht.
Als Bonustrack ist noch "Electricity" mit drauf. Das Lied ist übrigens
1979 bei einem meiner Lieblingslabel erschienen: Factory Records.
Bei OMD ist auch noch erwähnenswert, dass niemad 80er Jahre typischer
getanzt hat, wie Sänger Andrew McCluskey. Allein aus diesem Grund sollte
man sich mal eines der Videos von denen ansehen ;-)
Mark Lane: Who's really listening? + (CD, 2001 MetaWaveClassix)
Sofort zu Beginn eine Warnung, die Stimme von Mark Lane ist
gewöhnungsbedürftig. Nein, anders... Entweder man mag die Stimme von
ihm oder man mag sie nicht. Ich gehöre zu den ersteren, mir fallen aber
auch auf Anhieb genug Leute ein, die mit Mark Lane nichts anfangen können
bzw. sogar leicht genervt reagieren.
Neben der Klangfarbe seiner Stimme könnte einem auch die Art und Weise
wie er singt auf die Nerven gehen, denn er kann so richtig schön leiden
und nölen. Dann versucht er auch noch regelmässig hoch zu singen
und das könnte einem auch auf den Wecker gehen.
So, schon abgeschreckt? Nein? Sehr schön, denn dass das MetaWaveMusic-Label
die 1984 erschienene Mini-LP "Who's really listening" plus Bonusmaterial
auf dem Sublabel MetaWaveClassix 2001 wiederveröffentlichte, ist auch
ein Grund zur Freude. Es warten 12 schön-schräge, minimale Songs.
Die CD beginnt mit den 5 Liedern der Mini-LP, allen voran "Tsar". Mache mir
gerade beim Hören dieses Liedes Gedanken darüber, ob Mark Lane
Popmusik macht. Wenn man Bands wie OMD, New Order und The Human League als
Synonym für Pop verwendet (wie ich es ja gerne mache), würde ich
sagen: Nein, Mark Lane macht keine Popmusik. Andererseits könnte man
es experimentelle Popmusik oder Avantgarde-Pop nennen. Darauf würde
ich mich einlassen können. "Tsar" ist nicht einfach (und endet auch
noch mit einem Saxophon, brhhh), aber ich denke, das könnte man eigentlich
über die gesamte CD sagen. Um sie richtig schätzen zu lernen, muss
man sie schon öfter hören. Beim ersten Hören fand ich die
CD schon ein wenig anstrengend. Jedoch wurde sie bisher auch noch nicht langweilig.
Wie oft habe ich es schon erlebt, dass Lieder, die einem sofort ins Ohr gingen,
nach dem 10. Mal hören dermassen zum Hals raushängen, dass man
gar keine Lust mehr hat, sie auch nur noch ein einziges Mal zu hören.
Anders eben bei dieser CD von Mark Lane, es brauchte eben ein bisschen Zeit
bis wir "Freunde" wurden. Jetzt ist es so, dass meine Wahl immer wieder auf
diese CD fällt, wenn ich zuhause Musik hören möchte.
Nach "Tsar" folgen "Who's really listening?" und "Sojourn" (findet man auch
auf dem "Return Of The Banshee"-Sampler). Diese Lieder hatten dann auch keine
Startschwierigkeiten wie "Tsar" oder "Das Nicht" bei mir, sie sind beide
eingängiger.
Mit "White Glove" und "The Poison for me" (Mich wundert es auch ganz stark,
dass dieses Lied es nicht auf die Mini-LP geschafft hat, es gehört zu
den Studio-Outtakes. Wenn das zu dem aussortierten "Kram" gehört, dann
bitte mehr davon.) hat Mark Lane aus meiner Sicht 2 ganz grosse Lieder geschrieben.
So schön und zugleich so traurig.
Bei dem Lied "3rd Party" warte ich immer nur auf das "gimme, gimme, gimme",
das gefällt mir. Ebenfalls wie "Quest" ist "3rd Party" 1982 auf einer
Flexidisc erschienen, "Quest" auf einer blauen namens "The Reflection" und
"3rd Party" auf der Compilation des "On-Slaught" Magazines.
Der Rest der CD besteht aus Live Material. Den Beginn macht "Sojourn". Musikalisch
unterstützt wird er hier von Marc Verhaegen und Eric van Wonterghem.
Der schöne Dirk Ivens hat ihn technisch unterstützt. Ja richtig,
die von "The Klinik" bzw. "Absolute Body Control" (seit dem Auftritt von
"The Klinik" am 27.12.03 in Antwerpen bin ich schwer begeistert von Monsieur
Ivens ;-).
Nach "Sojourn" folgen noch "Ivory Towers" und "Exit". Gefallen mir beide
gut, besonders "Ivory Towers". Das würde ich gerne mal in einer Studiofassung
hören, denn die Live Aufnahme ist von 1985 und die Klangqualität
ist demnach nicht die dollste.
Ansonsten kann man noch sagen, dass die Leute von MetaWave mit dieser CD
wohl richtig Stress gehabt haben müssen, denn sie kam (wenn ich es richtig
verstanden habe) 2 mal mit Produktionsfehlern aus dem Presswerk. Erst war
Track 12, danach Track 11 defekt. Aber alle guten Dinge sind 3 und nach all
dem Warten hat man sich dann auch richtig gefreut, als die CD endlich da
war.
Das Warten auf Mark Lane nimmt übrigens kein Ende, denn auf die neue
CD "Creepy a la weepy" warte ich nun auch schon wieder eine ganz schön
lange Weile ;-)
The Actor: The Trumpett Years 1982 - 1984 (2CDR, 1999 Trumpett)
Warum habe ich die The Actor CD denn nicht schon eher
genommen? Komisch, so toll wie ich die finde. Das waren meine ersten Gedanken
als mein Griff in den Koffer ging, um die CD rauszuholen.
"Das war klar, dass Dir das gefällt" war dann auch der Kommentar, den
ich mir bei Ohral anhören durfte, als ich zum ersten Mal "Deutsches
Mädchen" gehört habe und sofort rumgehüpft bin. "Bitte bitte,
mach das nochmal an, das ist ja toll!" "Auf gar keinen Fall..." "Wieso, magst
Du das etwa nicht?" "Nein, The Actor haben nur einen guten Song gemacht..."
Ich kann bis heute nicht verstehen, wie man nicht (wie ich) von der Music
des Actors begeistert sein kann, wenn man ein Freund minimaler Musik ist.
Kann man wirklich von dem englischen Gesang des Actors genervt sein und spielt
er tatsächlich eine Bontempi Orgel? Mir alles egal, mir gefällt
es und zwar ohne wenn und aber.
Ich bleibe mal sofort bei dem "deutschen Mädchen". Das dürfte das
bekannteste Lied von The Actor sein, es ist auch vor gar nicht allzu langer
Zeit als Split-Single mit "Five Minutes" von Absolute Body Control auf dem
a.d.s.r.-Label erschienen. Dieses Lied hatte schonmal sofort einen Pluspunkt
bei mir, denn ich gerate grundsätzlich schnell in Verzückung, wenn
Lieder in französisch oder holländisch gesungen werden oder wenn
eben Franzosen, Holländer, Belgier usw. Deutsch singen. Erwische mich
öfter dabei, wie ich beim Hören solcher Lieder den Kopf schräg
lege (das machen Frauen, wenn sie gefallen wollen ;-) und ein "mmhhh" seufze.
Dann der Text des "deutschen Mädchens": "Komm deutsches Mädchen
und tanz mit mir" - na klar, beim Tanzen bin ich natürlich sofort mit
dabei und dann kommt die Stelle, die ich so absolut wunderbar finde "Wir
zeigen der Welt mal was wir können, denn ich liebe Dich". Ich weiss
ja nicht, wie es anderen Frauen dabei geht, wenn sie sowas hören,mir
geht dabei das Herz auf und ich denke nur "Ja!" Das ist für mich Romantik
die begeistert.
Weiter zu den genialen Texten. Das Lied "Seit wir uns kennen..." habe ich
mir mal auf einen Sampler aufgenommen, der "Heul doch!" heisst, man kann
sich also in etwa vorstellen, welche Wirkung dieses Lied bei mir hat. Hier
ein Textauszug "Vielleicht kannst Du es nicht ertragen, geliebt zu werden,
so wie ich, nein, nein, ich spiel nicht mit, spiel Dein Spiel allein - seit
wir uns kennen sprichst Du von Scheiden, als wir uns trennten sprachst Du
von Liebe". Mich berührt sowas und macht mich nachdenklich.
"Wählerisch!" ist der dritte deutsche Song auf der ersten CD. Text:
"Wenn man Dir einen Haufen Geld gibt und wenn Du die Wahl hast aus 15
Mädchen und wenn Du siehst wat (da ist er, der holländische Akzent
:-) die mit Dir machen, ja dann musst Du wählerisch sein..." Für
mich macht es den Anschein, als ob The Actor ihre Frauenbeziehungen musikalisch
verarbeitet haben. Der Typ scheint damals aber auch ein Mann der Frauen gewesen
zu sein und dabei ist er wohl ganz schön oft auf der Nase gelandet. Aber
wenn solche Lieder dann das Ergebnis sind, hatte es zumindest seinen Sinn.
Und dann kommen wir zu dem einen guten Lied ;-) "UCX - S" So und damit ich
mich hier nicht ganz zum Narren mache, habe ich eben extra in meinen Kisten
nachgesehen. Tatsächlich, dieses Lied scheint sich um die
Sony Audio Cassette zu drehen. Was auch sonst... die Sachen sind ja damals
als Tapes bei Trumpett erschienen. Bei diesem Lied fehlt übrigens
der Gesang von Sander Horsthuis, vielleicht ist das der Grund warum das Lied
für einige "das Gute" ist. Mir gefällt aber gerade der Gesang von
ihm, habe wohl eine Schwäche für nicht ganz perfekte Sänger,
Bernard Sumner ist ja auch nicht gerade ein Gesangsheld. Aber es ist mir halt
lieber, wenn Persönlichkeit und Gefühl in der Stimme rüberkommen,
als so einen perfekten, glattgebügelten und dafür langweiligen Kram.
Mir gefallen aber "Picture 210", "Modern Air" und "Gentlemen & Pettycoats"
am Besten. Habe ja schon erwähnt, dass ich mich für einzelne Geräusche
begeistern kann, bei "Picture 210" ist es das "ready to shoot" Geräusch,
worüber ich mich bei jedem Hören freue. "Gentlemen & Pettycoats"
geht nach vorne und ist ein absolutes Tanzlied, frage mich, wann das Lied
endlich mal "Deutsches Mädchen" als Disco-Hit ablöst. Habe auch
nichts dagegen, beide Lieder an einem Abend zu hören, oder gar 3, 4
oder 5 The Actor Lieder ;-)
Als Bonus sind auf der ersten CDR noch Livematerial und Demoversionen enthalten.
CD 1 kann ich mir (und das ist wirklich selten) ohne ein einziges Mal weiter
zu skippen durchhören. Also beide Daumen hoch für The Actor.
Die zweite CD ist dann für mich schon etwas schwieriger. Sie fängt
mit einem 80er Jahre Rap an. "Romanza Della Discotheca" mag von mir aus auch
ironisch gemeint sein, oft anhören muss ich mir das Lied nicht.
Weiter gehts mit "Covergirl", welches auch schon auf der ersten CD vertreten
ist, nun aber in "fast", unterstützt mit weiblichem Gesang (bei weiblichem
Gesang gehen ja grundsätzlich erstmal meine Alarmglocken an, bin da
ungefähr 20 mal so skeptisch wie bei männlichem). Nett ist es,
aber das wars für mich dann auch schon. Ach, eine "slow" und eine
"chachacha"-Version (nein, die heisst nicht wirklich chachacha Version) folgen
auf der CD auch noch. An dem Lied scheinen sie ja echt einen Narren gefressen
zu haben. Würde gerne wissen wieso.
Dass die Leute von The Actor lustig sein müssen, ahnt man spätestens
bei "Zick Zack". Wie kommt man bitteschön auf sowas? Das Lied gehört
für mich in die Kategorie "das ist so verrückt, dass es schon wieder
gut ist".
"Le Champ D'Honneur" ist dann noch ein nettes Instrumentalstück.
Bis auf "Zick Zack" lässt CD 2 mich bis heute ziemlich kalt, daher hoffe
ich, dass das neue Material, was es bald von The Actor geben soll, an das
Jahr 1982 anschliesst, denn da ist die erste CD entstanden. Bin schon sehr
gespannt :-)
Frank Brinkhuis, der Mann, bei dem man die Trumpett Musik für relativ
kleines Geld (wie gesagt CDRs) bekommt, ist nebenbei erwähnt ein Mitglied
der Band "Ende Shneafliet" (die für mich mit "Session/Zeitgeist" einen
ganz ganz grossen Hit geschrieben haben) und wirklich supernett. Neben Trumpett
ist ihm wohl auch noch ein anderes Label ganz nah ans Herz gewachsen, denn
ihm wird bei sämtlichen Factory Records Re-Releases (z.B. The Wake,
The Names, Section 25, Minny Pops, The Royal Family & The Poor), die
in letzter Zeit erschienen sind, gedankt. Bei einigen hat er auch die Tracks
ausgewählt (z.B. Thick Pigeon). Dafür, dass er mithilft, die ganzen
Factory Music Sachen wieder herauszubringen, möchte ich ihm auf diesem
Weg auch ein dickes DANKE sagen.
Stephan Eicher: Les Chansons Bleues / Souvenir / Noise Boys (CD 1988, Off Course)
Für 135 Euro ist letztens die "Noise Boys"-Single von
Stephan Eicher bei ebay über den Tisch gegangen. Da habe ich mich gefragt,
ob denn jetzt wirklich alle durchdrehen, die Leute zuviel Geld haben und insgeheim
habe ich auch etwas geschmunzelt, denn damals, als mir die CD angeboten wurde,
habe ich darüber nachgedacht, ob ich wirklich so viel Geld für
eine CD ausgeben will und mein Betrag kommt noch nicht mal an die 135 dran,
wenn man dort DM hinterschreibt. Aber mehr als 40 DM hatte ich eben bis dato
noch nie für eine einzige CD ausgegeben und beim ersten Mal tuts halt
immer weh ;-) Der Drang nach diesem "Miniminiminiminijupe" war jedoch
grösser als meine Zweifel, also Geld auf den Tisch und CD her.
Die CD beginnt mit "Sweetheart" und schon 1983 mit der "Les Chansons Bleues"
wird ganz deutlich in welche Richtung der Weg für Stephan Eicher gehen
wird, die Platte heisst ja nicht ohne Grund Chansons. "Sweetheart" ist ein
Liebeslied, ein wenig schnulzig zwar, aber doch wunderschön. Es soll
eine junge Dame gegeben haben, die regelmässig in den Plattenladen in
Düsseldorf gekommen ist, um sich einmal "Sweetheart" anzuhören
(nein, bevor die Fragen kommen, ich war es nicht) und danach wieder gegangen
ist.
"Les filles du Limmatquai" ist gleich zweimal auf der CD vertreten. Mir gefällt
die Version von der "Souvenir" besser, die, die mit diesem Ping-Pong Geräusch
anfängt (diese Version gibt es auch auf dem "Abby"-Sampler), die andere
ist aber auch gut. Dieses Lied ist für mich der absolute Wahnsinn, erstens,
richtig, französischer Gesang, netter Text (Mädchen angucken erlaubt,
antatschen verboten!) und aufgrund des "flotten Rhythmus" gehört es
zu den "Gute-Laune-Liedern". Zu diesem Lied zu tanzen macht glücklich,
es im Sommer beim Autofahren zu hören auch.
Von den 9 Liedern, die auf der CD von der "Les Chansons Bleues" sind, ist
neben "Les filles" "Nice" eine weitere Ausnahme. Gehen Lieder wie "Noise
Boys" (nicht zu verwechseln mit "Noise Boys Song"), "La Piece", "Tu Tu (A
Little Time With You)", "You've Lost That Lovin' Feeling" und eben "Les Chansons
Bleues" selbst ganz stark in die Chansons-Richtung, ist "Nice" ein Lied,
welches ich in der Disco hören möchte. "Nice" ist ein Tanzlied
und bitte achtet mal auf den Text (trotz englischem Titel singt Stephan Eicher
deutsch). Auch hier wieder die Frage, wie kommt man auf die Idee einen Text
über Pudel zu schreiben, die hellblau und rosarot mögen und so
naiv im Rudel sind?
Bei der "Souvenir"-Single muss Stephan Eicher wohl Liebeskummer gehabt haben
oder wie kann man Lieder wie "Komm zurück" sonst erklären.
So und nun kommen wir zu 4 Liedern für die wohl einige Leute bereit
sind, mehr als 100 Euro auszugeben. Die Lieder der "Noise Boys"-Single von
1980 wurden übrigens auf einem einfachen Kassettenrecorder aufgenommen.
Ein Lied ist dem Minirock gewidmet und eigentlich singt Eicher auch nur die
ganze Zeit "Minirock" und ein paar "Sugar-Baby" sind auch noch drin. Klingt
bescheuert? Nein, klingt grossartig. "Miniminiminiminijupe" macht Druck,
ist schnell und genial minimal. Hat dieses Lied eigentlich eine Melodie oder
besteht es nur aus Rythmus? Ich würde sagen die Melodie wird nur durch
Eichers Gesang transportiert. So einfach und doch so genial.
Das "Ping Pong Lied" geht nur 1 Minute und 20 Sekunden und besteht
hauptsächlich aus den für die 4 Lieder typischen Geräuschen,
viel passiert jedoch nicht.
Hin zum "Noise Boys Song". Dieses Lied dürfte vom "Zwischenfall"-Sampler
bekannt sein. Ähnlich flott und rhymthmus-orientiert wie der Minirock-Song,
hier jedoch zusätzlich noch mit einer kleinen netten "Melodie". Seit
diesem Lied weiss auch jeder, dass die "Noise Boys" die "Nice Guys" sind.
"Sweet Jane" ist im Original von Lou Reed und als 19. und letzter Track auf
der CD folgt noch "Disco Mania". Hier singt Eicher "Dance, dance all night
long" und genau das möchte ich auch mal wieder und zwar zu Eicher und
co, also perfektes Disco Lied. "Disco Mania" ist langsamer als "Noise Boys
Song" und "Miniminiminiminijupe", aber auch hier ist der Rhythmus entscheidend.
Insgesamt also eine CD, bei der ich nicht wirklich ruhig bleiben kann und die
mir gute Laune bringt.
Ach ja, bei einem 150 Euro Gebot fange ich an mir darüber Gedanken zu
machen, ob ich die CD abgebe ;-) Oder ihr kauft einfach für knapp 20
Euro die Wiederveröffentlichung der "Les Chanson Bleues" plus Bonus-CD,
zwar nicht mit "Miniminiminijupe" aber "Noise Boys Song" ist in einer
krachigeren neuen Version mit drauf.
The Rorschach Garden: The Rorschach Garden (CD, 2004 Bazooka Joe / Kaleidoskop)
"State Protection" war eines der Lieder, zu denen man schon bei
der Exile Station im Zwischenfall tanzte, bevor man es zu Hause hatte. Wie denn
auch, es gab ja weder eine offizielle CD, noch eine Single. Ich möchte auch
nicht wissen, wie oft Herr Thyssen die Frage nach dem Lied beantworten musste.
Ich bin auch beim ersten Hören sofort hingerannt, nachdem ich eben vorher
ungehört auf der Tanzfläche geblieben bin. Das Lied hat einen Rhythmus,
bei dem jeder mit muss ;-)
"Das ist Rorschach Garden und das Lied heisst State Protection." "Und woher
hast Du das?" "Das ist offiziell noch nicht herausgekommen." Irgendwie hatte
ich den Eindruck, der Mann wollte nicht so richtig raus mit der Sprache,
mitbekommen hatte ich wohl, dass mal wieder der Rainer vom Genetic-Music-Label
was damit zu tun hatte. Dieser grinste zumindest wohlwissend, wenn man ihn
auf das Lied ansprach und von ihm bekam man auch die Info, dass es das bald
als Single gibt.
Aber wie lange hat dieses "bald" gedauert, bis man endlich die orangene Single
mit dem Bazooka Joe Kaugummi als Beilage in den Händen halten durfte.
Und... nein, sie ist nicht bei Genetic Music erschienen, obwohl ich eigentlich
genau das erwartet habe. Ewigkeiten waren es damals und "State Protection"
wurde zum Tanzflächenfüller ohne offizielles Release und ist mittlerweile
DER Hit von The Rorschach Garden.
Einige Vinylveröffentlichungen und Samplerbeiträge weiter, wurde
also endlich eine CD veröffentlicht. Mir gefällt sie alleine schon
von der Optik, auf kleine Roboter stehen wir doch ;-) Track 1 ist dann auch
sofort "State Protection", mich begeistern jedoch auch die anderen zwischen
1997 und 2003 entstandenen Popsongs von TRG. Zum Glück hat man sich
bei dieser CD auch genau darauf beschränkt, denn TRG können auch
wesentlich experimenteller klingen. Ich brauche auch keinen Song auf dieser
CD hervorheben, sind alle schön, okay "Excuses" und "Desire" mag ich
persönlich, neben dem Hit, noch einen Tacken lieber als die anderen.
Erwähnenswert ist auch noch die The Catch Coverversion von "25 Years".
Ein Song fehlt mir jedoch auf dieser CD, wo ist "Far away from paradise" geblieben?
Diese CD kann man einlegen und durchhören ohne auch nur einmal die Skip-Taste
zu drücken. Mir gefällt auch der Gesang und wer braucht schon eine
ganze CD mit Instrumentaltracks? (Habe auf der Homepage von TRG gelesen,
dass jemand geschrieben hat, dass es besser wäre, wenn Herr Muench nicht
singen würde und die CD eine Instrumental-CD wäre.) Dafür
gibt es von mir das Prädikat "wertvoll". Wem "State Protection" gefällt,
kann also bedenkenlos zugreifen. Herr Muench ist übrigens auch so ein
musikalisches Multitalent, neben TRG hat er einige andere Projekte, worunter
auch Synapscape zählt. Da ich aber genau von dieser Richtung absolut
keine Ahnung habe, bin ich jetzt lieber ruhig.
Xex: Xex (LP 1980 What's That Music / CD 2004 The Smack Shire)
Es gibt einige Bands da streitet man sich schon beim Namen:
Heissen die nun "Group:xex" oder einfach nur "xex"? Ich meine, die heissen nur
xex, zumindest verstehe ich das so im Booklet der CD. Btw heisst die andere
"Namensstreit-Band" "Iko" oder "Iko '83"? Bei der Musik von xex gibt es dann
jedoch keinen Grund zu streiten. Für mich gehört xex zu den Bands, bei
der das Prädikat "minimale elektronische Musik" zu 100 Prozent passt. Es
pfeifft, es piept, es blubbert und zischt und ich vermute, dass die Leute von
xex im positiven Sinne durchgeknallt waren, bei der Musik... ;-)
Vorsicht: Wer nur auf nette anschmiegsame Melodien steht, sollte bei xex
nicht zugreifen, denn Pop haben sie nicht gemacht, die Amerikaner. Aber manchmal
brauche noch nicht einmal ich Melodien, um musikalisch glücklich zu
werden. Gut, manche Lieder sind mir ein wenig zu anstrengend, aber insgesamt
finde ich es toll, dass es diese CD Wiederveröffentlichung gibt. Wer
hat denn damit gerechnet? Die Vinylausgabe war (und wird auch so bleiben)
ja auch wieder so ein Produkt, welches, wenn es schon mal bei ebay auftauchte,
gewaltig im Preis in die Höhe schoss. Ein Dank geht hiermit an Ohral
Detlef, denn der hat von dieser Wiederveröffentlichung was bekommen,
weil er wohl hin und wieder amerikanisches Radio hört und als die auf
einmal von einer Band namens xex sprachen, wurde er hellhörig und hat
sofort ein paar CDs in Amerika bestellt.
Die CD fängt schon mit "fashion hurts" schon gut an, ein Lied für
Kaufsüchtige wie mich, jaja "she can't stop crying, she can't stop buying"
;-)
Geht dann weiter mit "you think", welches ein bisschen an Dark Day erinnert
(von mir aus auch andersherum). "Holland tunnel" muss natürlich auch
noch erwähnt werden, geht es noch viel minimaler und genialer? Ich denke
nein. "Cops" ist für mich neben "holland tunnel" der zweite, grosse
Hit der Band. Diese Geräusche... :-)
Nach dem regulären xex Release erwarten uns noch 6 Demoaufnahmen, die
auf jeden Fall interessant anzuhören sind. Auch bei xex sollte man sich
überlegen, dass das Material weit über 20 Jahre alt ist. Den Songs
hört man dieses Alter auch ein wenig an, was ich jedoch nicht negativ
meine. Ich weiss sogar gerade das zu schätzen.
Also, wem "Minimal" nicht minimal genug sein kann und wer auf irre Geräusche
steht, sollte sich die CD oder gar die Platte kaufen.
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